8. September 2010

Zwei Trinker

Ich versuchte zu schreiben,
ich existierte kaum,
meistens tippte ich
dreckiges Zeug für
Sexmagazine.

Eddie versuchte zu malen.
Auch er existierte kaum,
aber er war besser dran
als ich: Er wohnte
in einem grossen Haus
bei einer wunderschönen Frau
die ihn versorgte.

Eddie und ich
tranken immer zusammen.
Wir machten unsere Arbeit,
und nicht zu knapp, aber
wir tranken auch
nicht zu knapp.

Er hortete seine ganzen Bilder
im Keller des Hauses -
Hunderte lagen da
durcheinander und
zusammengeklebt.

Er malte nur mit
gelber Farbe, in die er
schwarze Tinte rührte.
Gelb war meine Lieblingsfarbe, deshalb
gefielen mir seine Bilder.

Tagsüber war ich
bei ihm und trank
und abends ging ich
zurück in meine Wohnung
und trank weiter
und tippte.

Es war eine
aufregende Zeit
obwohl wir es kaum
zu was brachten
und nie sehr weit weg waren
vom Irrenhaus oder
einem Leben in der Gosse.

Wir zechten mit Fremden
schlugen uns mit ihnen
schrien herum
in der prallen Sonne
oder um Mitternacht
es war uns scheissegal
wir platzten vor Energie.

Eddie hörte gern Musik
wenn er malte
und das verstand ich
denn beim Schreiben
hielt ich es genauso.

"Lies mir ein paar von deinen
gottverdammten Gedichten vor..."

Ich las, und er
fuchtelte wild mit dem
Pinsel auf der Leinwand herum,
lauter Gelb mit schwarzen Striemen,
und seine wunderschöne Freundin
sah zu.

Es müssen wohl zwei
oder drei Monate gewesen sein
die wir so herumbrachten.

Eines Tages
ging ich rüber
und statt Eddie
machte mir seine
Freundin auf.

"Eddie ist fort", sagte sie.
"Ich hab ihn rausgeschmissen!"

"Hat er seine Bilder mitgenommen?"

"Nein. Die hab ich in die
Mülltonne gestopft!"

Mit einem mal
sah sie nicht mehr
wunderschön aus.

"Weisst du wo er
hin ist?"

"Nein, und es ist mir
auch scheissegal!"

Sie machte die Tür zu.

Eddie kam nie
bei mir vorbei.

Ab und zu mache ich mir
Gedanken über ihn.

Eines Abends
betrank ich mich und
ging nochmal zu dem Haus
und versuchte
seine ehemalige Freundin
herumzukriegen.

Ich schaffte es nicht.
Ich ging wieder nach Hause.

Ich musste weiter tippen.

Ich war fünfzig
und hatte keinen Job.

Ich versuchte es sogar mit Malen
aber ich war
nicht annähernd
so gut wie Eddie.
Also schrieb ich wieder
dreckige Stories.

Ich sah Eddie
nie mehr wieder
und nach einer Weile
verschwand er einfach
aus meiner Erinnerung.

Bis heute abend,
zehn Jahre danach.

Eddie, ich hab für andere
nicht viel übrig.

aber du hättest
vorbeikommen können
du hättest auf der
Couch schlafen können
oder auf dem Boden.

Das ist nicht viel,
ich weiss

aber Gelb ist meine
Lieblingsfarbe -

nur für den Fall
dass du dieses Gedicht
irgendwo siehst.

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